Die technische Ausstattung der Fabrik mit der letzten Diffusionsbatterie der Welt, einem einzigartigen belgischen Doppelkonus-Kalkofen und sechs zwischen 1882 und 1925 in Betrieb genommenen Dampfmaschinen, ist in Umfang und Qualität ungewöhnlich gut erhalten geblieben. Alles präsentiert sich so, als stünde die nächste Zuckerrübenkampagne gerade bevor. Dieser inzwischen um Raritäten aus weiteren alten Fabriken bereicherte Bestand an historischer Technik befindet sich in einem hochwertigen, typischen Industriebau des 19. Jahrhunderts. Dessen weithin sichtbarer Schornstein konnte auch dank einer Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz saniert werden.
Für die Texte auf dieser Seite wurde das Netz umfangreich durchsucht, die folgenden Seiten werden daher als Quellenangabe genannt:
denkmalschutz.de, suedzuckergroup.com, zuckerfabrik-oldisleben.de, zuckerverbaende.de - Abruf im September 2023
1873
Die 1. Kampagne dauert vom 27.2. – 15.4. 1873. Als „Kampagne“ bezeichnet man in der Landwirtschaft die Zeit, in der die Ernte einer verderblichen Frucht verarbeitet wird. In Zuckerfabriken ist es die Zeit, in der die Rüben zu Zucker verarbeitet werden.
1945 – 1946
In der sowjetischen Besatzungszone werden 14 Zuckerfabriken und eine Zuckerraffinerie als Reparationsleistung demontiert. Oldisleben ist als kleine, altmodische Fabrik nicht attraktiv genug, um als Reparationsleistung für die Sowjetunion demontiert zu werden. Oldisleben ist die erste Fabrik, die 1945 in Thüringen Weißzucker herstellt.
1990
Die 119. Kampagne findet vom 26.9.1990 bis zum 18.12.1990 statt. Zum letzten Mal brummt, dampft und zischt die Fabrik Tag und Nacht, um Zucker herzustellen.
2000
Teilabbruch bzw. -abriss folgender Gebäude: Kesselhaus, Pumpenhaus, Schmiede, Tischlerei, Trocknung, Rübenkeller mit Probenlabor, Schnitzelförderanlage, Werkstatt, Zuckerlager, Archiv, Baracken, Fuhr-werksanlagen und 25 Meter des Schorn-steins. Abriss der Kondensat Sammler, Speisewasseraufbereitung, Verbindungsbrücke Zuckerlager, Tischlerei, Fahrradschuppen, Zuckerlager 2, Archiv, Garagen, Pumpenhaus, Schlamm-Pumpenhaus, Baracke, Rübenkeller mit Probenlabor, Fuhrwerkswaage, Reifenlager, Schnitzelförderanlage und großer Teile der Gleisanlage.
2021
Am 18.8.2021 wird die Stiftung Kultur-gut Zuckerfabrik Oldisleben errichtet. Ziel ist, die weltweit einmalige Fabrik
zu erhalten. Ein neues Kapitel für die Zuckerfabrik beginnt.
Der Rohsaft enthält neben dem Zucker auch verschiedene organische und anorganische Bestandteile der Rübe. Diese Nichtzuckerstoffe werden mit Hilfe von zugesetzter Kalkmilch und Kohlensäure gebunden und ausgeschieden. Zurück bleibt eine klare, hellgelbe Flüssigkeit – der Dünnsaft. Das übrigbleibende Kalkgemisch nennt sich Carbokalk – er wird abgepresst und als Kalk-Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt.
Rübenzucker in Ostdeutschland bis 1990
Der Zuckerrübenanbau und die Zuckerindustrie verbreiteten sich von 1835 bis 1900 in vielen Teilen Deutschlands. Neben anderen Industriezweigen wie der Schwerindustrie war sie eine der Wachstumsbranchen des Landes. Allein auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik wurden bis zum Jahr 1900 fast 600 Zuckerfabriken gegründet. Rund 2/3 der Gründungen erfolgten auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Auch wenn die meisten nicht über einen längeren Zeitraum existierten, arbeiteten 1949 noch 68 Zuckerfabriken in diesem Teil Deutschlands und 70 Fabriken in der gerade gegründeten Bundesrepublik. Durch die Teilung des Landes entwickelten sich die Zuckerindustrie und der Zuckerrübenanbau in West- und Ostdeutschland sehr unterschiedlich. Im Beitrittsjahr der neuen Bundesländer 1990 gab es in der DDR 42 Werke die 0,6 Millionen t Zucker erzeugten und in der alten Bundesrepublik 38 Fabriken mit einer Erzeugung von rd. 3 Millionen t Zucker pro Jahr.
Entwicklung nach 1990
Vier deutsche und ein dänisches Unternehmen übernahmen 1991 die DDR-Zuckerindustrie aus dem Vermögen der Treuhand. Die Südzucker AG übernahm im Süden der DDR 6 Volkseigene Betriebe (VEB) mit 13 Zuckerfabriken: Oldisleben, das seit 1989 unter Denkmalschutz stand, sowie die Werke in Artern, Brottewitz, Delitzsch, Döbeln, Löbau, Lützen, Oberröblingen, Roitzsch, Straußfurt, Vitzenburg, Walschleben und Zeitz. Zucker produziert heute nur noch das Werk Zeitz (Südzucker AG) – die Zuckererzeugung dort ist heute etwa doppelt so hoch wie die gesamte der übernommenen 13 Fabriken im Jahr 1990.
In der Journal-Ausgabe 10/2023 war die Zuckerfabrik der Aufmacher.
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Diese Seite wurde mit dem Journal 10/2023 am 20.10.2023 veröffentlicht.