Eine Zitadelle ist eine kleine in sich abgeschlossene Festung, die entweder innerhalb einer größeren liegt oder einen Teil der Hauptbefestigungslinie der größeren Festung bildet.
Ein Auszug aus Wikipedia zur Wilhelmsburg, Juli 2020
Die 200×130 Meter große Wilhelmsburg, die unter dem württembergischen Major von Erhardt in den Jahren 1842 bis 1849 erbaut wurde, dient der aus mehreren Werken bestehenden Wilhelmsfeste als Reduit und ist das stärkste Element der Hauptumwallung. Die Zitadelle konnte 6.951 Mann aufnehmen. Der Innenhof hat eine Fläche von 1,3 ha. Die Wilhelmsburg besteht aus vier Flanken, einem Kehlturm mit eigenem Innenhof und zwei 30 Meter hohen Flankentürmen an der Frontseite.
Sie reicht zudem von der Grabensohle etwa 20 Meter, im Bereich der Gegenminen-stollen 25 Meter tief ins Erdreich. Außerdem lief ein trockener Graben rund um die Burg, dessen Nordseite beim Umbau der Wilhelmsfeste zur Bundeswehrkaserne in den 1950ern zugeschüttet wurde. In der Wilhelmsburg befinden sich rund 570 Räume, sie besteht aus 300.000 t Kalkstein aus dem Blautal. Wie die Reduits der Donaubastionen wurde die Wilhelmsburg als Defensivkaserne angelegt, das heißt, dass die Wohnräume der Soldaten auf der Seite zum Innenhof und die Geschützkasematten an den Außenseiten liegen. In der Kehlseite befinden sich halbkreisförmige Öffnungen, die als Wurfbatterien verwendet werden konnten. Im Kehlturm befindet sich eine mit Zweispännern befahrbare Rampe, mit der die einzelnen Stockwerke mit allem Nötigen versorgt werden können. An den Flankentürmen befinden sich die Anschlüsse zu den Werken XIII (linker Turm) und XVII (rechter Turm), an der rechten Flanke der Anschluss an Werk XVIII und an der linken Ecke der an Werk XI.
Die Wilhelmsburg wurde unterschiedlich genutzt. Von ihrer Fertigstellung bis 1866 wurde sie von der österreichischen Festungsartillerie belegt, zeitgleich, jedoch länger (bis 1871) vom 6. Württembergischen Infanterieregiment. 1871 zog das Grenadier-Regiment „König Karl“ (5. Württembergisches) Nr. 123 ein und blieb bis 1918. Erst 1920 zogen wieder Soldaten der Reichswehr ein. 1928 wurde die mittlerweile undichte Erdbedeckung durch ein Ziegeldach ersetzt. 1935 wurden durch den Aufbau der Wehrmacht die Einheiten neu gegliedert, so entstand das Infanterieregiment 56, von dem aber nur ein Teil in die Wilhelmsburg einzog. Die Wehrmacht nutzte während des Zweiten Weltkriegs die Zitadelle nur wenig.
Im August 1944 wurde das von der sowjetischen Operation Bagration bedrohte Elektronenröhren-Werk von Telefunken aus Łódź (damals Litzmannstadt) in die Wilhelmsburg verlegt. Für die Unterbringung der dort tätigen Zwangs- oder „Ostarbeiter“ wurden im Innenhof Baracken errichtet.
Durch mehrere Bombentreffer brannte der Dachstuhl großflächig aus, der Rest wurde von den Amerikanern nach Kriegsende für den Wiederaufbau der Stadt beschlagnahmt. Die Burg diente nun als Notunterkunft für ausgebombte Bürger und Heimatlose. Im Lauf der Jahre entstand so ein Flüchtlingslager mit bis zu 3.000 Bewohnern und eigener Infrastruktur. 1956 wurde es aufgelöst, die letzten verbliebenen Bewohner wurden in die Gaisenbergkaserne umgesiedelt. Von 1956 bis in die 1970er wurde die Burg dann von der Bundeswehr genutzt, bis die auf Grund des fehlenden Daches eingedrungene Feuchtigkeit so groß wurde, dass die Räume unbewohnbar wurden. 1985 wurden die Kamine abgedichtet und 1986–89 wurde ein Blechdach aufgesetzt. Seit Mitte der 1990er ist die Burg nahezu ausgetrocknet. 1986 kaufte die Stadt Ulm die Burg von der Bundesrepublik zum symbolischen Preis von einer Mark. Seither steht sie weitgehend leer, nur ein Solarunternehmen nutzt einen Teil im Kehlturm sowie das Blechdach der Frontseite für Sonnenkollektoren, außerdem befinden sich Räume des Förderkreises Bundesfestung Ulm im Kehlturm. Der Innenhof wird zu offiziellen Anlässen der Bundeswehr und vom Theater Ulm für Freilichtaufführungen genutzt. Außerdem bietet der Förderkreis Bundesfestung am
3. Sonntag jedes Monats um 11 Uhr eine kostenlose Führung an. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Ein Auszug aus Kultur-in-Ulm.de
So verwandelte sich ab November 1945 die Wilhelmsburg langsam in eine Siedlung mit einer eigenen Infrastruktur. Es entstand ein für jedermann frei zugängliches „Städtisches Wohngebiet“. Es gab eine eigene Verwaltung, ein Polizeiposten, eine Gaststätte, eine Schule und einen evangelischen und katholischen Kindergarten sowie mehrere Geschäfte und Gewerbebetriebe. Der erste Lebensmittelladen von der Konsumgenossenschaft öffnete bereits 1946. Kurz darauf folgte eine Milchhandlung, eine kleine Bäckerei, eine Metzgerei, ein Friseurladen, ein Schuhmacher und viele weitere Kleinbetriebe. Die Wilhelmsburg wurde nicht nur zu einem Gewerbestandort, sondern zu einer kleinen Stadt in der Stadt.
Das Motiv stammt aus dem Frühjahr 2020